Di 6. Mai 2025 | Rheinische Post / Mönchengladbacher Stadtpost / Korschenbroich & Jüchen
Eine Aktion von Franz Thoren, dem Vorsitzender der Aktion Augenhilfe Afrika
Durch Operationskampagnen und die Eröffnung von Augenkliniken hat die Augenhilfe Afrika schon vielen Menschen zu neuer Sehkraft verholfen. Doch es müssen nicht immer Operationen sein. Brillen jedoch können sich nur wenige leisten. Zudem gelten sie als Luxus und Statussymbol.
Korschenbroich Angela Wilms-Adrians Fast atemlos lässt Franz Thoren, Vorsitzender der Augenhilfe Afrika, teilhaben an deren aktuellen Aktivitäten: „In diesem Moment läuft eine Operationskampagne in einer nördlichen Stadt Kameruns. Das Team hat mit der Eisenbahn nach 19 Stunden Fahrt sein Ziel erreicht – sitzend, da keine Liegeplätze reserviert werden konnten – und hat, kaum angekommen, mit der ersten Operation begonnen“, sagt er. Dass die Helferinnen und Helfer so viele Strapazen auf sich nehmen, um blinden und sehbehinderten Menschen in dem Land zu helfen, dafür empfinde er „tiefe Hochachtung“.
Seit mehr als zehn Jahren hat der gebürtige Korschenbroicher etliche Operations-Kampagnen in Kamerun begleitet und die Dankbarkeit der Menschen erlebt, die ihr Augenlicht wieder erhalten haben. Er weiß, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Augenhilfe Afrika der Fokus auf OP-Kampagnen und der Eröffnung von bisher zwei Augenkliniken liegt; eine dritte werde voraussichtlich im September eröffnet, wenn die mit Ungeduld erwarteten Gerätschaften hoffentlich angeliefert sind, so Thoren.
Doch neben diesen Aktivitäten gebe es laut Thoren ein weiteres wichtiges Thema: Brillen. „Es müssen nicht immer Operationen sein. Auch eine passende Brille kann überlebenswichtig sein“, sagt er. Er berichtet von Kindern mit Sehbehinderung, die ohne Brille aufwachsen. Denn deren Anschaffung sei für die Eltern unbezahlbar, da kein Augenarzt oder Optiker erreichbar sei. Daher habe sich die Augenhilfe bereits kurz nach ihrer Gründung im September 2013 auch desThemas Brillen angenommen. Seit Anfang 2025 sind unter den Mitgliedern drei Augenoptikermeister. Vorstandsmitglied Max Heinrichs und dessen verstorbene Kollegin Margarethe Aretz-Schmitz haben sich in Ambra ganz im Süden Kameruns um den Aufbau einer professionellen Augenoptikerwerkstatt gekümmert. Vor allem Heinrichs sei immer wieder nach Kamerun gereist, um die auch bei Kampagnen mitgeführte Werkstatt aufzubauen, auszugestalten und weiterzuentwickeln. Mehrfach hätten auch andere deutsche Augenoptiker für die Mithilfe in Kamerun gewonnen werden können.
Durch den Aufbau der Augenoptikerwerkstatt konnten Patienten aus Süd-Kamerun sowie aus Teilen der Nachbarstaaten Gabun und Äquatorialguinea versorgt werden. „Schon 2015 haben wir bei unseren Augenuntersuchungs- und OP-Kampagnen insgesamt 53 maßgeschneiderte Brillen an schlechtsehende und mittellose Patienten abgegeben, und in den Folgejahren bis 2024 waren es mit einer Ausnahme nie weniger, sondern deutlich mehr. Insgesamt konnten wir bei unseren Kampagnen bis Ende 2024 genau 865 maßgeschneiderte Brillen verteilen“, so Thoren. Inzwischen kümmere sich die Organisation auch um die Ausbildung von Nachwuchskräften. Außerdem seien bei Kampagnen Optiker im Einsatz, die auch für andere Kliniken arbeiteten.
Menschen mit starker Sehschwäche seien in dem afrikanischen Land bereits in alltäglichen Situationen stark gefährdet, so Thoren. Die häufige Nutzung von offenem Feuer führe gerade bei ihnen oft zu Brandverletzungen – vor allem Frauen seien besonders betroffen. So wie Tsoume, deren Gesicht durch einen Unfall am Feuer entstellt wurde. Nach einer Operation sei ihr Gesicht zwar immer noch vernarbt, doch dank der Verbindung von Operation und Brille habe sie wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft, berichtet Thoren. Das sei keineswegs eine Selbstverständlichkeit, denn Brillen gelten als Luxus und Statussymbol in Afrika. Dennoch betont Thoren, dass die Augenhilfe keine aussortierten Brillen annehme. Das Auslesen und die Dokumentation von gebrauchten Gläsern sei sehr aufwendig. Thoren empfiehlt die auf diese Aufgaben spezialisierte Organisation „Brillen Weltweit“. Die habe der Augenhilfe 300 Brillen mit erwünschten Dioptrien-Werten zur Verfügung gestellt.
Seit 2013 mehr als 2.000 Operationen
Operationen Durch das Engagement der Augenhilfe Afrika, die 2013 gegründet wurde, konnten mehr als 2.000 Operationen durchgeführt werden. Der Großteil erfolgte aufgrund der Diagnose Grauer Star.
Brillen Es wurden mehr als 800 maßangefertigte Brillen an mittellose Patienten abgegeben. Weitere Infos unter: www.augenhilfe-afrika.de
Spenden Ausrangierte Brillen für Sehhilfebedürftige in der ganzen Welt nimmt die Organisation „Brillen Weltweit“, Moselweißer Straße 36, 56073 Koblenz entgegen. Die Brillen können auch in „Apollo“-Filialen abgegeben werden.
Maßgeschneiderte Brillen haben diese Patientinnen erhalten durch das Engagement der Augenhilfe Afrika. Die Organisation aus Korschenbroich unterstützt seit 2013 Menschen mit Augenkrankheiten. Foto: Franz Thoren