„Der Patriot“ Lippstadt: Medizintechnik für Maroua

Medizintechnik für Maroua„Der Patriot“ · Lippstadt, 30. Dezember 2020

Mit schnellen Schritten tragen die Helfer medizinische Geräte aus der Augenarztpraxis von Jawad Mahmoodzad, Ghulam Nabi Yaqubi und Ali Yaqubi. Im Behandlungszimmer wird geschraubt und abgebaut. Die Ärzte ziehen mit ihrer Gemeinschaftspraxis in das Facharztzentrum am Evangelischen Krankenhaus um. Weil sie dort die medizinischen Geräte nicht mehr benötigen, schicken sie sie mit Unterstützung der Rotary Clubs aus Oberhausen und Lippstadt auf die Reise – nach Kamerun.

Carolin Cegelski Um Augen zu untersuchen. braucht es medizinisches Gerät: Eine komplette Untersuchungseinheit – Scheitelbrecher, Spaltlampe, Skiaskop, Ophthalmoscop, Nyktometer, Refraktometer, Zeissbombe, Maddox-Tafel und Co. – aus der ehemaligen Augenarztpraxis an der Marktstraße 1 geht jetzt im Container auf die Reise ins afrikanische Kamerun. Ganz genau nach Maroua, die Hauptstadt der Region Extrême-Nord. Dort sollen die Untersuchungsgeräte dabei helfen, Augenoptiker auszubilden.

Auf Anfang: Der Rotary-Club Oberhausen hilft in dem afrikanischen Lind bei der Ausbildung von Steinmetzen, erklärt Michael Bülhoff von den Oberhausener Rotariern. 240 Männer und Frauen aus Maroua erlernen mit der Unterstützung aus Deutschland den Beruf. Die Kontakte sind eng – auch zum Partnerclub vor Ort. So bitten die Rotarier aus Maroua auch um Unterstützung, als es darum geht, Geräte zu beschaffen, die für die Ausbildung von Augenoptikern benötigt werden: „Könntet ihr so etwas besorgen?“

Bülhoff macht sich ans Werk: Der Sprachtherapeut stößt im Internet auf die Anzeige der Lippstädter Augenarztpraxis. Jawad Mahmoodzad, Ghulam Nabi Yaqubi und Ali Yaqubi bieten ihre Praxiseinrichtung an. Zum Jahresende eröffnen sie ihre Gemeinschaftspraxis an neuem Standort: im Facharztzentrum am Evangelischen Krankenhaus. Die Geräte aus den 1960er Jahren – Marktwert: rund 15.000 Euro – werden dort nicht mehr benötigt, erklärt Jawad Mahmoodzad mit Blick auf die moderne Diagnostik im neuen operativen Zentrum an der Wiedenbrücker Straße.

Hilfe zur Selbsthilfe leisten

Für das Ausbildungsprojekt in Kamerun sind die Geräte allerdings ideal: Bülhoff nimmt Kontakt zu den Lippstädter Ärzten auf, schildert ihnen die Idee: „Wir sind von dem Projekt so begeistert, dass wir uns überlegt haben, die Geräte zur Verfügung zu stellen“, erklärt Mahmoodzad. Sie entschließen sich, „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. Gesagt, getan.

Die Lippstädter Rotarier rund um Präsident Josef Schäfermeier sind ebenfalls im Boot: Sie bieten sich als Umzugshelfer an. „Natürlich helfen wir“, sagt Schäfermeier. So packen beim Umzug der Medizin-Instrumente fleißige Helfer mit an. Rotarier halten zusammen.

Die medizinischen Geräte und unzählige Brillen, die die Organisation BrillenWeltweit aus Koblenz gesammelt hat, gehen noch in diesem Jahr im Übersee-Container auf die Reise – zusammen mit Kirchenfenstern und -glocken aus Griesenbruch, die in Maroua in einer neu gebauten Kathedrale des katholischen Bishofs Bruno Ateba wieder einen Platz finden. Und weil alles eine Verwendung hat, bekommt auch der Übersee-Container in der Provinzhauptstadt einen neuen Zweck: „Er dient als Verkaufsraum für die Produkte der Steinmetze“, sagt Bülhoff.

Sobald die Medizingeräte aus Lippstadt an ihrem neuen Bestimmungsort in Afrika eingetroffen sind, geht’s an den Aufbau: Die Ausbildung der Augenoptiker soll – wenn’s klappt – im April oder Mai starten, berichtet Bülhoff. Insgesamt stehen dort dann „drei komplette Apparaturen zur Verfügung“. Ein pensionierter Augenoptikermeister wird der Lehrmeister für die Auszubildenden. „Rund zehn bis zwölf Männer und Frauen können dann gleichzeitig ausgebildet werden“, freut sich Bülhoff über die Unterstützung aus der Lippe-Stadt.

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