Freitag, 11. Januar 2019 | Rhein-Zeitung Mayen
Projekt von Jobcenter und Best gGmbH tut seit zehn Jahren Gutes – Aufbereitung in Mayen
Katharina Demleitner | Mayen/Koblenz
Seit zehn Jahren läuft das Brillenprojekt in Koblenz – eine Aktion, von der alle Beteiligten profitieren: Arbeitslose bereiten gebrauchte Sehhilfen auf, die an bedürftige Menschen weltweit abgegeben werden. Der Landrat des Kreises Mayen-Koblenz, Alexander Saftig, informierte sich in der Moselweißer Straße über das dort ansässige Projekt, das in Mayen einen weiteren Standort bekommen soll. Die RZ war bei dem Besuch dabei und hat die wichtigsten Hintergründe zusammengetragen.
1. Wie kam es zu dem Projekt? Angestoßen hat die Aktion der Koblenzer Apotheker Kiefer, der sich seit 1978 bei der vom Deutschen Katholischen Blindenwerk (DKBW) getragenen Aktion „Brillen weltweit‘ dafür einsetzte, dass in Deutschland nicht mehr benötigte Brillen an sehbehinderte Menschen in der Dritten Welt abgegeben werden.
2. Was ist in Mayen geplant? Seit letztem November entsteht bei der Komm-Aktiv GmbH ein Standort zur Aufbereitung alter Brillen in Mayen. Bis spätestens Ende des Jahres sollen bei der gemeinnützigen Gesellschaft für berufsbezogene Qualifizierung und Arbeitsmarktförderung bis zu 16 Teilnehmer, die das Mayener Jobcenter in die Arbeitsgelegenheit vermittelt, die gespendeten Sehhilfen so bearbeiten, dass sie in einem einwandfreien Zustand verschickt werden können.
3. Was genau passiert bei der Bearbeitung? Zuständig für die Aufbereitung in Koblenz ist die Bopparder Inklusionsfirma Best gGmbH. Rund 2000 Brillen kommen dort täglich an, die die 30 Teilnehmer unter der Anleitung von zwei Best-Mitarbeitern waschen, nach Damen-, Herren- und Kindermodellen sortieren, vermessen, beschriften und erfassen. Auch Reparaturen wie der Austausch von Bügeln werden durchgeführt. „Durch die Aufbereitung entstehen neu- und hochwertige Brillen“, betont Best-Geschäftsführer Werner Bleidt. Fachlich begleitet Augenoptikermeister Carlo Wagner das Projekt. „Es geht nicht darum, die bedürftigen Empfänger optimal zu versorgen, sondern besseres Sehen zu ermöglichen“, erklärt er. Von Koblenz aus gehen die Brillen dann in alle Welt. Unbrauchbare Modelle werden recycelt.
4. Wer sind die Teilnehmer? Das Jobcenter Koblenz vermittelt Arbeitslose, die auf dem ersten Arbeitsmarkt noch keinen Job finden, an die Arbeitsgelegenheit. 30 Stunden in der Woche können sie sich individuell qualifizieren. „Die Arbeit gibt Alltagsstruktur und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun“, erklärt Jobcenter-Geschäftsführer Manfred Stein. Durchschnittlich zwei Monate, höchstens ein Jahr sind die Arbeitslosen beim Mayener Brillenprojekt tätig. Erfreulich: Seit dem Bestehen konnten immerhin zehn Personen auf diesem Weg in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden.
5. Woher kommen die alten Brillen? Die Aktion „Brillen weltweit“ sammelt gebrauchte Brillen, die Einzelpersonen, Verbände, Organisationen und Firmen abgeben. Die Spenden umfassen außerdem Sonnenbrillen, aber auch Lupen oder Zubehör. „Das Aufkommen steigt“, weiß Johannes Klein vom Deutschen Katholischen Bildungswerk.
6. Wohin gehen die aufbereiteten Brillen? DKBW verfügt über ein weltweites Netzwerk an Partnern, prüft mögliche Abnehmer und stellt den Transport zu den Empfängern sicher. „Der Bedarf ist weit größer als das, was ankommt“, sagt Stein.
Foto: Katharina Demleitner